Neunzehntes Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung (1789 bis 1914)

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Die Ideen der Französischen Revolutionen drangen auch bis nach Bremen vor. Es blieb jedoch zunächst verhältnismäßig ruhig, denn anders als in Frankreich, wo sich das Bürgertum gegen Adel und Klerus erhob, beherrschte hier das gehobene Bürgertum von je her die Stadt. Wenn es Streit gab, dann zwischen den Mitgliedern der Oberschicht um die Verteilung der Macht, oder zwischen dem Rat der Stadt und den Bürgerkonventen der vier Kirchspiele der Altstadt über Staatsschulden und Steuern. Manchmal gab es auch Unruhen unter den Gesellen, etwas später unter den Soldaten, den bürgerrechtlich benachteiligten Neustädtern oder bei der Landbevölkerung, aber die waren für das Staatswesen relativ bedeutungslos. Es gab keine eigentliche revolutionäre Stimmung.

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Neunzehntes Jahrhundert  
nach unserer Zeitrechnung (1789 bis 1914)

Die Ideen der Französischen Revolutionen drangen auch bis nach Bremen vor. Es blieb jedoch zunächst verhältnismäßig ruhig, denn anders als in Frankreich, wo sich das Bürgertum gegen Adel und Klerus erhob, beherrschte hier das gehobene Bürgertum von je her die Stadt. Wenn es Streit gab, dann zwischen den Mitgliedern der Oberschicht um die Verteilung der Macht, oder zwischen dem Rat der Stadt und den Bürgerkonventen der vier Kirchspiele der Altstadt über Staatsschulden und Steuern. Manchmal gab es auch Unruhen unter den Gesellen, etwas später unter den Soldaten, den bürgerrechtlich benachteiligten Neustädtern oder bei der Landbevölkerung, aber die waren für das Staatswesen relativ bedeutungslos. Es gab keine eigentliche revolutionäre Stimmung. Als sich Rat und Konvent im Oktober 1789 wieder einmal nicht einigen konnte, verschärfte sich allerdings die Tonart, und es wurden Rufe nach Volkssouveränität und Freiheitsrechten der Staatsbürger laut. Zu Gewalttaten kam es jedoch nicht.

Außenpolitisch geriet Bremen als auf internationalen Handel angewiesene Reichsstadt in dieser Zeit stark in Bedrängnis. Einerseits war sie verpflichtet dem Reich bei Eintritt in den Krieg gegen Frankreich ein militärisches Kontingent zur Verfügung zu stellen, andererseits erklärten sich die Hansestädte für neutral, was von Frankreich nicht immer gewürdigt wurde. Als Ersatz für die Soldaten zahlte die Stadt eine hohe Ablösesumme, was besonders schwer fiel, weil Getreide als wichtigstes Handelsgut zur Konterbande erklärt wurde. Gegenüber Frankreich, einem lebenswichtigen Handelspartner, mußte sich Bremen sehr vorsichtig verhalten, weil sowohl Preußen, wie auch Hannover und England es mißtrauisch beobachteten. Um Neutralität zu beweisen, wurden nach der Besetzung Hollands durch die Franzosen, die Aufnahme der zurückgeführten Waffen des Reichsheeres verweigert, sowohl Kriegsflüchtlingen aus Holland, Emigranten aus Frankreich, wie Kriegsdienstverweigerern aus anderen deutschen Staaten der Aufenthalt schwer gemacht. Mehr und mehr neigten die maßgebenden Personen in Bremen dazu, auf die Karte Napoleons zu setzen und unterhielten geheime Diplomatie mit Paris. Es gelang jedoch nicht, Hamburg und Lübeck in diese Politik einzubeziehen. Als der Vormarsch französischer Truppen nach Norddeutschland 1795 bevorstand, forderte Hannover in Bremen die Einrichtung eines britisch-hannoverschen Lazaretts. Als der Rat sich weigerte, bestand Hannover auf Durchmarsch, was die Stadt nicht ablehnen konnte. Trotz Protest ließ der hannoversche Generalleutnant Georg Jusua du Plat ein Regiment in den Mauern zurück, und mit dem Öffnen der Tore strömte eine Vielzahl von Flüchtlingen herein. Auch nach dem Sonderfrieden von Basel am 5. April 1795 zwischen Preußen und Frankreich, der Norddeutschland für neutral erklärte, blieben die zunächst nicht in den Frieden eingeschlossenen Truppen Hannovers noch bis zum 30. November in der Stadt. Als Bremen dann von Preußen und Hannover gezwungen wurde, einen Beitrag zu einer "Observationsarmee" zur Verteidigung der Neutralität Norddeutschlands zu leisten, geriet es wiederum in Gegensatz zu Frankreich.

Die Behinderung des Seehandels blieb bestehen, die Bremer Kaufleute litten unter Embargo sowie Kaper von Seiten Spaniens, Englands und Frankreichs. Ab Herbst 1797 wurde in Rastatt zwischen dem Reich und Frankreich verhandelt, wobei die Souveränität der Hansestädte auf dem Spiel stand. Die Interessen Bremens als Unterhändler nahm dort Senator Georg Gröning wahr. Ihm gelang es durch geheime Geldzuwendungen das Wohlwollen der Franzosen zu erreichen. Wichtige Entscheidungen im Interesse Bremens waren jedoch in der Schwebe geblieben, als sich im März 1799 nach erneutem Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Österreich der Rastatter Kongreß auflöste.

Trotz der politischen Unruhe stand die bremische Wirtschaft in voller Blühte. Die Häfen der Hansestädte übernahmen die Funktionen der niederländischen Häfen, und die Weser wurde zur Ersatzwasserstraße für den Rhein nach Süden. Kolonialwaren gingen weseraufwärts, Getreide, Holz, Salz und Leinwand kamen aus dem Hinterland zurück und wurden flußabwärts exportiert. Die Handelsverbindungen mit den jungen Staaten Amerikas nahmen derart zu, daß die USA 1794 ihr erstes europäische Konsulat in Bremen eröffneten. An die Seefahrt wurden immer höhere Anforderungen gestellt, so daß im Haus Seefahrt die Anfänge einer Navigationsschule gelegt wurden. Sehr bald überhitzte sich die Konjunktur und 1799 führte eine kurze Wirtschaftskrise zu Konkursen in größerer Zahl.

Der Wohlstand führte bei einem Teil der Oberschicht zu einem verfeinerten Lebensstil. Hausgeräte und Möbel wurden schlichter und praktischer. Nach englischen Vorbild wurden Klubs gegründet, mit Lesezimmern, Kasino und Tanzsäälen. Die goldbestreßten und seidenbestickten Röcke der Vergangenheit wurden vom dunkelfarbigen Frack mit weißer Weste verdrängt, die Frauenmoden indes waren üppig wie nie. Ab 1801 verzichtete der Rat, außer bei feierlichen Anlässen, auf Amtstracht mit langen Mänteln und Perücken.

Auf wissenschaftlich-technisch- kulturellem Gebiet gab es Fortschritte. 1800 impfte Dr. Gottfried Reinhold Treviranus Kinder mit dem Pockenserum von Kühen. Eine Kur- und Badeanstalt gründete sich in Lilienthal an der Wörpe. Die Straßen Beleuchtung wurde von Tranleuchten auf Pfählen auf mit weißem Glas und Hohlspiegeln ausgestattete Öllampen umgestellt. Das gesamte Stadtgebiet wurde mit Hilfe eines Spiegelsextanten vermessen und Tischbein und Murtfeld zeichneten erste Stadtpläne. Die Beobachtungen und Berechnungen des Arztes Wilhelm Olbers fanden in der Fachwelt der Astronomie große Anerkennung. Die 1775 wiedereröffnete Bibliothek im Katarinenkloster wurde durch Schenkungen und aus Haushaltsmitteln ergänzt. Der am Dom als Scholarch amtierende hannoversche Oberamtmann Freiherr Adolph von Knigge nahm mit Hauskonzerten und Theateraufführungen Einfluß auf das bremische Geistesleben, ebenso Friedrich Wilhelm Großmann, der auf dem Ostertorswall ein Theater für 1.500 Zuschauer erbaute. Der Professor am Gymnasium,Christian Nicolaus Roller, schrieb die Geschichte Bremens. Der Pastorensohn, Professor am Gymnasium und spätere Bürgermeister Johann Smidt, hielt vielbeachtete Vorträge. Die beiden Prediger, Johann Caspar Häfeli von St. Ansgarii und Ludwig Ewald von St. Stephani gaben Impulse zur Gründung einer Bürgerschule und damit zur Entwicklung der Bildung breiterer Bevölkerungsschichten.

Nach dem Frieden von Lun_ville 1801 war Frankreich stärkste Kontinentalmacht. Bremen setzte auf seine guten Beziehungen zu Paris, um der Gefahr zu entgehen, einem größeren Territorium angegliedert zu werden. Georg Gröning vertrat weiterhin unter Einsatz von "Geschenken" die Interessen Bremens, die da waren: Die Übergabe der hannoverschen Besitzungen in der Stadt, den Erwerb eines Landstreifens an der Unterweser von Hannover zur Anlage eines Seehafens, sowie einiger Landstriche rund um Bremen zur Ausdehnung des Stadtgebietes und die Abschaffung des Elsfether Zolls. Nach zähen Verhandlungen und gegen massiven Widerstand des Herzogs von Oldenburg verkündete der Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803 das Ende des Elsflether Zolls für 1813, die Abtretung Grollands an Bremen, die Übergabe der hannoverschen Besitzungen in der Stadt, von Vegesack mit Zubehör, des Barkhofs, der Hemelinger Mühle, der Dörfer Hastedt, Schwachhausen und Vahr sowie der hannoverschen Rechte innerhalb des von Wümme und Lesum begrenzten Gebietes. Außerdem wurde Bremen als Freie Reichsstadt bestätigt.

Die bremische Außenpolitik verschlang in dieser Zeit Riesensummen, die durch hohe Besteuerungen aller Art aufgefangen werden mußten. Um sich als Verteidigungsbastion für militärische Operationen zukünftig unattraktiv zu machen, kam man auf den Gedanken, der Stadt den Festungscharakter zu nehmen. Außerdem waren die Stadtbefestigungen bereits derart vernachlässigt, daß sie nur unter Einsatz großer Finanzmittel wieder instand gesetzt werden konnten. Am 30. März 1802 wurde vom Rat der Stadt beschlossen, die Stadtmauern abreißen zu lassen. Ein Jahr später wurde mit der Arbeit begonnen und diese bis 1815 abgeschlossen. Aus der Befestigungsanlage rund um die Altstadt war durch die Ideen des oldenburgischen Hofgärtners Bosse und des bremischen Landschaftsgärtners Isaak Hermann Albert Altmann ein Park entstanden. Auf der Neustadtseite wurden die Flächen als Gemüseland verpachtet.

In dem erneut aufflackernde Krieg zwischen Hannover/England einerseits und Frankreich andererseits versuchten die Bremer ihre Neutralität zu wahren, in dem sie u.a. an den Grenzen des Staatsgebietes an Pfählen Schilder mit der Aufschrift "Territoire neutre de la Républic de Brème" aufstellten, die vorläufig von den von der Ems an die Oberweser vorgerückten und dann Kurhannover eingenommenen französischen Truppen sogar respektiert wurden. Damit waren die Verhandlungen mit Kurhannover über die territoriale Neuordnung unterbrochen. Als die Franzosen auch den Warenhandel mit England durch Kontrollen an der Wesermündung unterbanden, blockierten britische Schiffe die Mündungen von Elbe und Weser. Dennoch gelang es den bremischen Kaufleuten, zwar unter immensen Schwierigkeiten, ihre Güter auf dem Landwege über Oldenburg und Varel oder durch das Wattenmeer, über Leerort, Leda, Hunte und Weser in die Stadt zu bringen. Wenn preußische oder britische Truppen die Stadt besetzten, bot selbst deren Versorgung noch guten Gewinn, die gestiegenen Getreidepreise ließen die ärmeren Einwohner jedoch in arge Not geraten. 
!805 und 6 waren wirtschaftlich ertragreiche Jahre für die Stadt Bremen.

Als das Heilige Römische Reich deutscher Nation 1806 endete, wurde Bremen ein souveräner Staat und nannte sich von da ab Freie Hansestadt.

Nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 besetzten französische Truppen Norddeutschland und marschierten am 20. November in die Stadt ein . Einen Tag später verhängte Napoleon die Kontinentalsperre. Jeglicher Handel mit England wurde untersagt. Die Engländer reagierten ihrerseits wieder mit Blockaden. Damit war Bremen, wie alle Kontinentalhäfen, vom Überseehandel abgeschnitten und geriet zusehens in eine wirtschaftliche Krise. Der Schmuggel mit britischen Waren blühte, die Kontrollen der Besatzer wurden strenger. Wechselnde französische Regimenter leisteten sich Übergriffe oder stellten immer höhere Forderungen; die Stimmung in der Bevölkerung wurde franzosenfeindlich. Im Frühjahr 1808 wurde der Rat aufgefordert, französisches Recht, den Code Napoléon, zu übernehmen. Um eine bessere Behandlung zu erreichen, machte man sich Gedanken darüber, ob man die Neutralität nicht besser aufgeben und sich dem Rheinbund anschließen solle. Zu einem endgültigen Beschluß darüber kam es jedoch nicht. Noch schlimmer wurde die Stadt drangsaliert, nachdem der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels am 5. August 1809 mit 400 Soldaten vom Buntentor her ohne großen Widerstand ein- und durchmaschiert war. Erst ein Besuch Georg Grönings beim westfälischen König in Kassel schaffte wieder Erleichterung.

Im August 1807 fand die erste Volkszählung in Bremen statt,1810 eine Zählung für das Landgebiet. Sie ergaben :

Alt- und Neustadt 4.800 Wohnhäuser mit 28.000 Einwohnern
Vorstädte 1.900 Wohnhäuser mit 8.000 Einwohnern
Gericht Borgfeld 78 Wohnhäuser mit 511 Einwohnern
Gericht Hastedt 70 Wohnhäuser mit 1.395 Einwohnern
Gericht Vegesack 254 Wohnhäuser mit 1.410 Einwohnern
Gericht Holler- und Blockland 410 Wohnhäuser mit 3.093 Einwohnern
Gericht Werderland 291 Wohnhäuser mit 2.105 Einwohnern
Gericht Obervieland 236 Wohnhäuser mit 2.520 Einwohnern
Gericht Niedervieland 221 Wohnhäuser mit 1.427 Einwohnern
Summe 1.560 Wohnhäuser mit 12.461 Einwohnern

Am 13. Dezember 1810 wurde Bremen als Provinzhauptstadt von Paris annektiert.

 
Bild: Wappen Napoleon

Damit waren auch die Handelswege ins Inland unterbrochen. Der Senat wurde abgeschafft und ein Municipalrat eingesetzt. Höchster Beamter war der Bürgermeister (Maire). Die Franzosenzeit endete am 6. November 1813 mit dem Einzug des russischen Kosakengenerals von Tettenborn. Die Verfassungsverhältnisse von 1810 wurden zwar wieder hergestellt, doch die letzten drei Jahre hinterließen Spuren. U. a. lag mit Übernahme des Code Napoleon die Registrierung von Zivilangelegenheiten wie Geburt, Heirat und Tod nun nicht mehr bei den Pastoren, sondern bei einem dafür geschaffenen Standesamt. Ein Handelsgericht, Handelskammer und Handelsbörse entstanden. Die Zünfte wurden aufgelöst und die Gewerbeerlaubnis eingeführt. Alle Bürger, auch Juden Link zu jüdischen Gemeinde, waren gleichberechtigt. Die Friedhöfe wurden aus der Umgebung der Kirchen auf gesonderte Areale außerhalb der Stadt verlegt. Das Gesundheitswesen wurde modernisiert und Produktionsbetriebe durften Abluft nicht mehr unkontrolliert abblasen. Breite Chausseen als Ausfallstraßen wurden angelegt, die heute Heerstraßen genannt werden. Die Häuser wurden numeriert Aus dem seit 1528 bestehenden aber inzwischen an Bedeutung verlorenen Gymnasium Illustre ging das Alte Gynasium hervor.

Das Stadtbild änderte sich langsam. 1816 wurde das Stadthaus neben das alte Rathaus gesetzt. In der Großenstraße wurde 1823 ein neues Krankenhaus errichtet, an der Contrescarpe entstanden Villen. Die alten Tore und der Ostertorzwinger wurden abgerissen und 1825 durch neue Torhäuser an breiteren Ausfahrten ersetzt. Die Nebenstraßen der Altstadt aber blieben eng und schmutzig. Auf der Herrlichkeit baute man 1831 das Arbeitshaus und am Bischofstor 1843 das Stadttheater, 1847 Hillmanns Hotel am Herdentor und die Börse am Markt, 1851 ein Krankenhaus an der St. Jürgenstraße in der Pagentorner Feldmark. 1854 entstand das Kapffsche Haus an der Weserbrücke. Die Stephanikirche erhielt 1854/56 einen neuen Turm. 1860 bekam die Weserbrücke einen neuen Oberbau.

Großes Interesse fand 1829 der Fall der Giftmischerin Gesche Gottfried Link zu Gesche Gottfried, die 1831 öffentlich auf dem Domshof hingerichtet wurde.

Hatte sich Bremen bisher gegenüber den Ländern an der Mittel- bzw. Oberweser eine Monopolstellung für die Schiffahrt auf der Unterweser vorbehalten, so wurde im September 1823 die Weserschiffahrts-Akte unterzeichnet, die freie Schiffahrt von Hannoversch-Münden bis zum offenen Meer garantieren sollte. Ein einheitlich erhobener Weserzoll wurde nach einem Schlüssel auf die Anrainerstaaten verteilt. Da für die Unterweser Zollfreiheit vereinbart wurde, erhielt Oldenburg keinen Anteil. Daraus entstanden wiederum massive Schwierigkeiten zwischen Bremen und den Grafen von Oldenburg.

Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 schaffte es der Bürgermeister Smidt,

Bild: Bgm. Smidt

die Souveränität Bremens zu erhalten. Derselbe Johann Smidt kaufte für die Stadt Bremen mit dem Staatsvertrag vom 11. Januar 1827 für 73.658 Taler vom Königreich Hannover ein Stück Land an der Geestemündung, genau dort, wo einst die Karlsburg stand. Er siedelte als erstes neunzehn Personen darauf an und veranlaßte am 1. Juli des selben Jahres den Beginn dessen, was die Schweden 150 Jahre früher wollten aber nicht mehr ausführen konnten: Den Bau eines Hafens am offenen Meer. Die Weser war nämlich inzwischen so sehr verschlickt, daß nur noch leichte Schiffe Bremen erreichen konnten, und selbst schon das stromabwärts liegende Vegesack Probleme bekam. 1830 waren die Arbeiten am "Alten Hafen" abgeschlossen. Am 12. September 1830 fuhr als erstes Schiff die amerikanische "Draper" in den neuen Hafen ein. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis die neue entstehende Stadt an der Wesermündung von Kaufleuten, Schiffern und Besatzungen angenommen wurde. 1851 erhielt Bremerhaven Stadtrechte. Erst durch modernere Technik wurde es später möglich, die Weser zu vertiefen, sowie ständig von der Versandung offen zu halten, und ab 1888 konnten wieder große Schiffe auch die Stadt Bremen anlaufen. Damit wurde Bremen, 65 km vom offenen Meer entfernt, der südlichste Seehafen Deutschlands.

 
Die Schlußakte des Wiener Kongresses hatte Verfassungen für die einzelnen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes vorgesehen, die jedoch anschließend überwiegend verweigert wurden. Nach 1815 wurden auch in Bremen Forderungen  
nach Reformen aufgestellt und formuliert. 1920 verliefen die Anstrengungen dann im Sande.  
Die europäische Revolution von 1830 fand in Bremen so gut wie nicht statt. Zwar löste sie hier Forderungen nach einer reformierten Verfassung aus, die bis 1837 auch diskutiert wurden, aber danach erlosch der Elan, und wieder blieb es so gut wie alles beim Alten. Erst die weitere Revolution von 1848 führte mit der Verfassung vom 08. März 1849 zu veränderten Bürgerrechten im Stadtstaat.

Als souveräner Staat hatte die Freie Hansestadt Bremen bereits 1849 eine  
Gesandtschaft in Berlin eröffnet. Mit der Gründung des 1. Deutschen Reichs 1871  
verlor sie diese Souveränität endgültig, erhielt sich aber eine gewisse Autonomie.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts wanderten in zunehmendem Maße Menschen aus 
Europa in andere Erdteile aus, überwiegend nach Nordamerika. Bremen hatte sich als 
Auswandererhafen bereits bewährt, stieß kapazitätsmäßig jedoch an seine Grenzen. 
Zusammen mit den jetzt neuen Anlagen in Bremerhaven entwickelten sich beide Städte 
zu den größten Auswandererplätzen Europas.

 
Bild: Auswandererhaus in Bremerhaven

Zunächst reiste man noch auf Segelschiffen. Nach seiner Gründung im Jahre 1857 beherrschte dann der Norddeutsche Lloyd mit seinen Dampfschiffen das Geschäft.

Am 12. Dezember 1847 wurde die erste Eisenbahnstrecke von Bremen aus nach Wulsdorf eröffnet, die man1862 bis Geestemünde (beides sind heute Ortsteile von Bremerhaven) erweiterte. Jetzt konnten Auswanderer von Bremen per Eisenbahn nach Bremerhaven befördert werden. In den Jahren 1847 bis 1849 war auf der Bürgerweide der Hannoversche Bahnhof gebaut worden, der 1886 bis 1889 von dem heute noch erhaltenen Zweckbau im Jugendstil abgelöst wurde.

 
Bild: Hannoverscher Bahnhof

Weitere wichtige Ereignisse für Bremen waren der 1827 mit den USA abgeschlossene Freundschafts- und Handelsvertrag, der Bremer Reedern erstmals die ungehinderte Atlantikfahrt ermöglichte, 1844 die Einführung der allgemeinen Schulpflicht für sechs bis vierzehnjährige Kinder, 1847 die Einrichtung einer Postdampferverbindung zwischen Bremerhaven und New York, die Aufhebung der englischen Navigationsakte, die 1849 endgültig die freie fahrt über alle Ozeane zu den Küsten aller Erdteile freimachte, der 14. Februar 1861 mit der Einführung der Gewerbefreiheit, 1865 die Gründung der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, der 18. November 1866 mit dem Beitritt zum Norddeutschen Bund, 1872 die Gründungen von Baumwollbörse und der Schiffswerft AG Weser, der am 14. Oktober 1888 umstrittene Anschluß an die deutsche Zollunion. Am 21. Oktober wurde der gerade fertiggestellte Freihafen (später Europahafen) eingeweiht. Die darauf folgende wirtschaftliche Blüte hielt bis zu Beginn des ersten Weltkriegs an. Bremen wurde eine Weltstadt.

Auch in Bremen erfolgten im Anschluß an den Deutsch-französische Krieg und die damit verbundene Reichsgründung (1870/71) bis Ende der 1880er Jahre wie im gesamten Reichsgebiet eine Welle von Denkmalsetzungen Link zu Kaiser Wilhelm Denkal, besonders nationalpolitischer Art.

Ab 1867 gab es Ansätze zur Gründungen von Arbeitervereinen, den Vorläufern von Gewerkschaften. Während die Wirtschaft boomte und erfolgreiche Unternehmer große Vermögen ansammelten, ging es den einfachen Menschen vielfach erbärmlich.  

Erstes Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts.

Inzwischen war die Bevölkerungszahl Bremens auf ca. 125.000 angewachsen, aber die Stadt wuchs rapide und 10 Jahre später waren es schon doppelt so viel. Das Äußere der Stadt änderte sich laufend. Karstadt baute ein großes Kaufhaus an der Obernstraße und die Sparkasse ein repräsentatives Gebäude am Brill. Dort, wo sich heute das Kaufhaus Horten befindet, entstand das Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd. Am 22. September 1902 wurde nach dreizehnjähriger Renovierungszeit der seit 1803 sich wieder im Besitz der Stadt befindende Dom neu eingeweiht. Die Bausubstanz war sehr überholungsbedürftig gewesen, denn weder die Schweden, Dänen noch dieHannoveraner hatten sich in den vergangenen Jahrhunderten sehr um seine Unterhaltung gekümmert. Aus den zwei unterschiedlich hohen Türmen waren die uns jetzt vertrauten Türme geworde.

1902 hatte der Bremer Kaffeekaufmann, Ludwig Roselius, das Haus Nr. 6 in der Böttcherstraße erworben, der Keimzelle der späteren, von 1923 bis 1931 erbauten Kunststraße, die bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg starkbeschädigt, aber 1954 renoviert wurde.

Kaiser Wilhelm II, der gern im Ratskeller frühstückte, weihte 1905 das Reiterdenkmal seines Vaters, Kaiser Friedrich III. an der heutigen Hermann-Böse-Straße ein, nachdem er während eines Besuchs in Bremen im März 1901 an der Buchtstraße von einem jungen Mann mit einem Eisenstück beworfen und im Gesicht leicht verletzt wurde. Bereits im Sommer 1900 hatte er in Bremerhaven seine unglückliche "Hunnenrede" gehalten, mit deren Auswirkungen Deutsche im Ausland oftmals heute noch konfrontiert werden. Der Hafen der Stadt Bremen hatte sich nicht nur zum wichtigsten Eingangstor Europas für Baumwolle, sondern auch für Südfrüchte entwickelt. Ab 1906 tragen die jetzt mehr und mehr im Straßenbild erscheinenden Automobile im Kennzeichen die Buchstaben HB. 1908 werden die Hafenanlagen in Bremerhaven stark erweitert zum Kaiserhafen.  
 
 

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